blau verziertes Porzellan

Unbegehrt und zerbrechlich

Elke_Arnold | 21.01.2021 Lettiner Porzellan

Eine Geschichte um zwei kobaldblaue Tassen, die niemand wollte...

Ein Boden in meinem Küchenschrank steht voller Sammeltassen. Die ersten beiden Exemplare hatte ich Anfang der 90er Jahre für wenig Geld beim Trödler gekauft, um stilvoll aus dünnwandigen Porzellantassen Tee zu trinken: ein Alltagsritual, das einen Hauch von Luxus in die karge Studentenbude zauberte. Die letzten Neuzugänge im Schrank sind von 2016 und die einzigen Lettiner Exemplare.

Damals habe ich in Halles Kinderstadt auf der Peißnitzinsel gearbeitet. Im Laden der Spielstadt standen üblicherweise die Dinge zum Verkauf, die von den Kindern selbst hergestellt wurden, z. B. handgeschöpfte Papiere und allerlei Upcyclingprodukte. Eine Tages fand sich dazwischen eine Sammeltasse; weiß mit kobaldblauen Dekor und zarten Goldlinien. Echtes Lettiner Porzellan! Auf meine Frage, wo die denn herkommt, sagte die junge Frau, die den Laden betreute: „Ich hab zu Hause aufgeräumt und bin auf die Tasse gestoßen. Hatte ich mal geschenkt bekommen. Ich brauch' die nicht. Aber hier ist sie auch ein Ladenhüter, das is nix, was Kinder interessiert. Willst du sie?“ „Ach nö“, meinte ich, „Lass die mal für Kinder...“

Am nächsten Morgen stand diese Tasse und eine weitere auf meinem Schreibtisch. „Ich brauchte Platz im Regal für die neue Ware – und ich hab doch gesehen, wie's in deinen Augen geblitzt hat“, meinte die Ladenbetreuerin schelmisch.

Seit dem kann ich meinen Gästen den Tee aus regional hergestellten Porzellan anbieten – und das wissen diese zu schätzen!

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