Martin Böhme mit Siegerkranz auf seinem Motorrad

Glühende Reifen - und ein Teller für den Sieg

Elke_Arnold | 11.06.2021 Lettiner Porzellan

Halle im Juli 1956. In den Brandbergen dröhnen die Motorräder. Zahlreiche Menschen schauen zu. Zum Motocrossrennen hatte der SV Lok eingeladen.

Am Ende steht der Sieger fest: Martin Böhme, Jahrgang 1935, Mitglied beim Motorsportclub Lok-Leipzig holt den Sieg in der Klasse 350 ccm. Das Foto zeigt ihn mit Motorrad und Siegerkranz. Der Pokal selbst war ein Teller in rot-weiß mit Goldrand und einer Widmung in Schönschrift. Ein Blick auf die rückseitige Firmenmarke verrät: Der Teller wurde in der Lettiner Porzellanfabrik gefertigt.

Teller mit der Aufschrift "Zur Erinnerung an das 1. Moto-Cross-Rennen 1956 der GST Halle

Zu diesem Rennen fuhr Martin Böhme eine AWO in der Klasse 350 ccm. Er durfte eine „Überlassungsmaschine“ von Simson Suhl fahren – eine nur für den Motorsport angefertigte Maschine. Mit 24 PS hatte diese doppelt so viel Power wie die AWO-Sport, die im Handel erhältlich war. Drei Jahre später fuhr er als Werksfahrer Rennen für Simson und holte zahlreiche Preise.

Die Leidenschaft für den Motorsport entwickelte Martin Böhme während seiner Lehre zum Autoschlosser. Von seinem Lehrmeister, einem Straßenrennfahrer, sprang der Funke auf ihn über. 1955 begann er mit dem Motocrosstraining, 1961 wurde er DDR-Meister, 1962 Vizemeister. Bei einem internationalen Rennen in Wismar holte er 1961 einen 2. Platz nach dem Sieger aus den Niederlanden.

Martin Böhme nach dem Rennen mit Siegerkranz und Motorrad

Mit Siegerkranz nach dem Rennen in den Brandbergen. Foto: privat

Martin Böhme während eines Rennens

Gewagte Sprünge mit der AWO. Foto: Presse

Mit dem Start in die berufliche Selbständigkeit als KFZ-Schlossermeister beendete er 1966 seine aktive Sportlerkarriere. In seinem Geburts- und Wohnort Gröbers baute er eine KFZ-Werkstatt auf, die inzwischen sein Sohn weiterführt – vergrößert und 1990 erweitert um ein Autohaus. Als Trainer für den Allgemeinen Deutschen Motorsportverband blieb Martin Böhme bis 1978 dem Motocross treu.

Aufgehört hat er bis heute nicht. Gemeinsam mit sieben Männern und drei Frauen ist der jetzt 86jährige in einer örtlichen Bikergruppe unterwegs. Mit einigen Lieblingsmaschinen ist eine kleine Oldtimersammlung entstanden. Auch von seiner ehemaligen Werkstatt kann er noch nicht lassen. 2x wöchentlich überführt er Neuwagen vom Flughafen Leipzig-Halle nach Gröbers.

Von seinem Ehrenteller aus Lettin hingegen hat er sich getrennt. Das seltene Stück wird in die Sammlung des Stadtmuseums aufgenommen, ist aber nicht in der aktuellen Ausstellung „Begehrt und zerbrechlich“ zu sehen. Der Teller gehört zur Gruppe der Andenken- und Souvernirobjekt, die anlassbezogen als Unikate oder Kleinserien hergestellt wurden. Beispielhafte Exemplare - wie eine Deckelvase zum Halle-Neustadt-Jubiläum oder Tasse für die Bauinnung zu Halle - finden Sie in der Ausstellung.

Kommentare

| 21.06.2021
Dankeschön!

Es gibt so viel in und um Halle und seine Bewohner zu entdecken!
Danke für diese tolle Geschichte aus dem Moto-Cross und die Aufbereitung der ganzen Seite überhaupt.