„Perspektiven einer neuen Stadt“ – die Sonderausstellung „Stadtwende Halle“ bekommt Zuwachs
Wie wird Halle-Neustadt im Jahr 3022 aussehen? Über 30 Jugendliche aus den 7. Klassen des Christian-Wolff-Gymnasiums haben ihre Vorstellungen in Texte gefasst. Dazu kommen Zeichnungen von Jugendlichen des Zeichenzirkels „Kinderblumen“ aus dem Stadtteilzentrum Passage 13. Bis zum 8.1.2023 ist die Ausstellung zu sehen.
"Am Anfang standen Zeichnungen von Jungen und Mädchen der Polytechnischen Oberschule aus den 1970er Jahren, die ein ehemaliger Kunstlehrer in die Geschichtswerkstatt Halle-Neustadt brachte“, erinnert sich die Grafikdesignerin und Initiatorin des Projektes Sabine Strobler. Sie zeigten die Visionen der Schülerinnen und Schüler für das Jahr 1999. So ist es nicht verwunderlich, dass auf einer Zeichnung ein Banner mit zum 50. Geburtstag der DDR zu sehen ist. Sabine Strobler hatte die Idee, Jugendliche von heute nach Zukunftsvorstellungen für ihre Stadt zu fragen und alles gemeinsam in einer Ausstellung zu präsentieren.
So stellten sich in den 1970er Jahren Schüler*innen Jugendliche Halle-Neustadt der Zukunft vor.
Mit Hussein Ahmad vom Verein „Unser Hayat“ und Andrea Bagdasarian vom Christian-Wolff-Gymnasium fand Sabine Strobler begeisterte Menschen, die mit Jugendlichen an die Umsetzung gingen. Über Monate hinweg wurde in der Passage 13 an den Zeichnungen gearbeitet, wo Hussein Ahmad seine Schützlinge nicht nur im Zeichenzirkel begleitet, sondern ihnen auch Nachhilfe in Mathematik anbietet. Mit seinem Beruf als Bauingenieur bringt er Voraussetzungen mit, die man den Zeichnungen ansieht. Gekonnt werden zum Teil sehr schwierige Perspektiven dargestellt, die Bilder überzeugen außerdem in der Farbgebung. Dargestellt werden futuristische Stadtszenen mit fliegenden Fahrzeugen, visionäre Architekturentwürfe und Wunschvorstellungen wie ein Unterwassermuseum. Nicht alles ist fröhlich, auch der Angst vor Umweltzerstörung und Krieg wird Raum gegeben.
Die Jugendlichen des Zeichenzirkels "Kinderblumen" haben auch Motive der Altstadt und auf der Saline gezeichnet.
Auf ein ähnliches Spektrum verweisen die Texte, die bei Andrea Bagdasarian im Deutschunterricht entstanden. Ihnen merkt man an, dass es vorher Exkursionen durch Halle-Neustadt gab, denn sie beziehen sich auf konkrete Orte in diesem Stadtteil. Ideenreich wird der Skatepark weitergebaut, oder das Christian-Wolff-Gymnasiums des Jahres 3000 entwickelt. Andererseits gibt es auch Texte, die ein finsteres Bild zeichnen. In der „Dystopia jenseits des Lichts“, geht es um das Areal „Am Gastronom“, in dem Menschen und Aliens in einer lebensfeindlichen Umgebung vegetieren. Die Schlussworte sprechen eine Warnung aus: „…die Zukunft ist düster, aber du kannst sie noch ändern. Nutze also die Zeit, die du hast, um für eine bessere Zukunft zu sorgen.“
Die „Perspektiven einer neuen Zeit“ erweitern und bereichern die Stadtwende-Ausstellung um die Stimmen von Jugendlichen, die sich mit einem Stadtteil Halles auseinandersetzen, dessen Ruf in der medialen Wahrnehmung umstritten ist.
Für die meisten von ihnen ist Halle-Neustadt Nachbarschaft und Heimat. Das gilt auch für die drei Erwachsenen im Projekt: Sabine Strobler, Andrea Bagdasarian und Hussein Ahmad sind in der Neustadt zu Hause.