Die Kinder des Projekts posieren auf der Burg Giebichenstein. Rechts von ihnen ist der fertige Lehmofen in seiner Überdachung zu sehen.

Projekt: Backen wie im Mittelalter

Stadtmuseum | 31.08.2022 Schulprojekt

Von Sommer bis Herbst 2020 trafen sich Kinder einer 5. Klasse wöchentlich, um einen Lehmbackofen auf der Oberburg Giebichenstein zu bauen. Ausgiebig benutzen konnten Kinder der 6. Klasse den Ofen 2021.

von Bianca Kriesten

Schon seit Jahren führt das Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit Schulen und Horten der Stadt Halle durch den Deutschen Museumbund geförderte Projekte durch. Diese bringen den Kindern nicht nur die Arbeit eines Museums näher, sondern auch die Geschichte ihrer Heimatstadt. Bei "Leckeres aus dem Lehmofen" sollte es darum gehen, sich mit einem Aspekt des Lebens im Mittelalter auseinanderzusetzen und sowohl einen Lehmofen selbst zu bauen, als auch darin zu backen.

Was wurde im Mittelalter eigentlich alles gegessen? Und wie wurde das Essen hergestellt? Mit diesen Fragen beschäftigten sich zwei Gruppen der Freien Schule Bildungsmanufaktur in den Jahren 2020 und 2021. Während andere während der Corona-Pandemie dem Trend nachgingen, Brot wieder selbst im heimischen Ofen herzustellen, gingen wir auf der Oberburg Giebichenstein noch einen Schritt weiter. Ein authentischer Lehmbackofen wie zu Zeiten des Mittelalters sollte es sein.

Etwas entfernt ist der Turm der Oberburg Giebichenstein zu sehen. Im Vordergrund steht auf einer grünen Wiese die Statue eines Mannes.

Ein Blick auf die Oberburg Giebichenstein. Foto: Thomas Ziegler

Die Oberburg Giebichenstein ist für dieses Projekt ein mehr als geeigneter Ort gewesen. In mitten der Ruinen der ehemals herrschaftlichen Burg sind viele Angebote auch für Kindern und Jugendliche vorhanden. Während die Kleinen in die Sagenwelt der Burg eintauchen, können sich die Großen auf die Spuren der Ritter begeben oder mehr über das mittelalterliche Kochen lernen. Nun rückt mit dem Lehmbackofen hier das Leben unserer Ahnen noch etwas näher.

Die Kinder sitzen zusammen mit Projektleiter Markus Königsdörfer an einem Tisch. Im Hintergrund ist auf einem Fernseher eine mittelalterliche Zeichnung zu sehen, auf der ein Mann einen Laib Brot in den Ofen schiebt.

Zusammen mit Projektleiter Markus Königsdörfer wird die Herstellung von Brot im Mittelalter erforscht.

Mit etwa 15 Schülern und Schülerinnen der 5. Klasse wagte sich das Projektteam an die Aufgabe, einen funktionierenden Lehmbackofen zu errichten. Zunächst ging es aber für die zukünftigen Baumeister an die Theorie. So wurde etwa geklärt, für was ein Lehmbackofen verwendet wurde, wie darin Brot und anderes Essen gebacken wurde und wo das Mehl eigentlich herkam. Natürlich wurde auch der zukünftige Baustoff Lehm kennengelernt.

Schließlich ging es dann ran an die Praxis. Unter einer eigens für dieses Projekt angefertigten Überdachung, die den Ofen vor allen Wetterlagen schützt, sollte der Bau beginnen. Zunächst wurde in einem Holzrahmen Sand als Isolation glattgezogen, bevor zwei Reihen Ziegelsteine verfugt mit Lehmmassen als spätere Backfläche aufgebaut wurden. Aus insgesamt zwei Lehmkuppeln besteht der Ofen, die über Tage trocknen mussten, bevor das erste Feuer in der Öffnung der Backfläche entzündet werden konnte.

Der Beweis, dass der Lehmbackofen sich sehr gut zum Kochen und Backen eignet, wurde ein Jahr später gebracht. Nun Teil der 6. Klasse, konnten die Kinder ihren eigenen Ofen austesten und dabei mehr über die Ernährung im Mittelalter erfahren. Auch ein Tagesausflug war Teil dieses zweiten Projekts.

So machte sich die Gruppe auf zu einer Exkursion in das Freilichtmuseum der Kaiserpfalz Tilleda zu Füßen des Kyffhäusers. Einst die Herrschaftsresidenz der Kaiser und Könige des 8. Bis 13. Jahrhunderts beheimatet das Museum heute imposante Rekonstruktionen der einstigen Bauten. Von den Wehranlagen bis zu Wohnhäusern kann bei einem Besuch das Leben des Mittelalters nachempfunden und aktiv erleben werden - etwa auch mit den originalgetreuen Nachbauten von mittelalterlichen Lehmbacköfen. Der perfekte Ausgangspunkt also für unsere Gruppe an jungen Entdeckern um erste Erfahrungen beim mittelalterlichen Kochen und Backen zu machen.

Kinder mahlen unter Anweisung ihr eigenes Mehl.

Die Kinder konnten bei der Exkursion unter anderem ihr eigenes Mehl mahlen.

Doch das Hauptaugenmerk lag auf dem eigenen Lehmbackofen auf der Oberburg Giebichenstein, in dem neben Brot auch bunt belegter Flammkuchen hergestellt wurden.

Das Projekt Lehmbackofen eine einmalige Sache zu nennen, wäre weit gefehlt. Auf den Aktionen der Jahre 2020 und 2021 bauen jetzt noch verschiedene Angebote der Stadtmuseums auf. Diese finden sowohl regelmäßig statt, sind aber auch etwa für Kindergarten (oder Kita)gruppen, Horts und Schulklassen individuell buchbar.

So kann beispielsweise die mittelalterliche Küche auf der Oberburg Giebichenstein entdeckt werden.

Mit dem Angebot „Vom Korn zum Brot“ können Kinder die Spuren des Brotbackens verfolgen und eigenes Brot im mittelalterlichen Backofen backen. Auch in unserem Sommerferienprogramm werden regelmäßig Projekte rund ums Thema Mittelalter, Backen, Kochen und Essen angeboten.

Vom Anfang bis zum Ende ist jeder an der Zubereitung der Speisen beteiligt. Fotos: ?

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