Der begehbare Dachstuhl der Moritzkirche.

Projekt: Die Arbeit mittelalterlicher Zimmermänner

Stadtmuseum | 05.10.2022 Schulprojekt

Viele Kinder probieren schon im jungen Alter eine Butze aus Stöckern und allem was sie finden zu bauen. Doch wie geht das professionell? Wie arbeiten Zimmerleute? Dieser Frage ist eine 7. Klasse der Freien Schule Riesenklein nachgegangen.

von Dana Scheunchen

Die Erfahrung zu machen, etwas selbst herzustellen, Abbildungen, Gebäude oder die Geschichte verschiedener Bereiche nachzuempfinden, ist das Ziel vieler Schulprojekte im Stadtmuseum.
Bei „Meine Stadt – Meine Geschichte – Mein Museum. Handwerk in der mittelalterlichen Stadt“ konnten  Jugendliche dieses Erlebnis ihrem Wissensschatz hinzufügen. Gefördert wurde das Projekt vom Deutschen Museumsbund.

Als bereits 18. Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museumsbund e.V. wurden 12 Schüler*innen der 7. Klasse der Freien Schule Riesenklein eingeladen. Bei verschiedenen Treffen von November 2021 bis Ende März 2022 wurde erforscht, wie das Handwerkswesen im Mittelalter funktionierte. Der Fokus lag dabei vor allem auf das Wirken des Zimmermanns. Das Ziel dieses Projekts war, ohne technische Hilfsmittel eigene Holzverbindungen herzustellen und anzuwenden.

Organisiert wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Stadtmuseum und der Freien Schule Riesenklein von den Mitarbeitern des Stadtmuseum Gero Sievers und Markus Königsdörfer. Bei der Aktion wurde sowohl auf die Theorie, als auch auf die praktische Tätigkeit eines mittelalterlichen Handwerkers angeschaut. Daher besuchte die Gruppe den Leipziger Turm, in dem es eine Dauerausstellung zu den Berufen des Steinmetz und Zimmermann gibt. Der Turm ist ein Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung und damit ein Zeitzeuge für die alte Handwerkskunst.

Eine Ansicht vom Inneren des Leipziger Turms mit Info-Tafeln zum Handwerk und ausgestellten Werkzeugen.

Um eine praktische Anwendung des gesammelten theoretischen Wissens hautnah zu sehen, wurde die Moritzkirche besucht. Der Dachstuhl des Gebäudes wurde in den letzten Jahren saniert. Dadurch ist es möglich, neue und alte Techniken miteinander zu vergleichen. Eine Besonderheit sind die vorhandenen Balken, die etwa 500 Jahre alt sind und somit im 16. Jahrhundert von den Zimmermännern in die Höhe transportiert werden mussten.

Die praktische Arbeit mit den Jugendlichen startete wenig später in der Werkstatt des Stadtmuseums unter der Anleitung von Markus Königsdörfer und Daniela Cohnen.  Diese Verantwortlichen lehrten die sichere Nutzung von Stemmeisen und Sägen, welche wichtig ist, um eigene Holzverbindungen herstellen zu können.

Zwei Jugendliche bauen Holzverbindungen.

Die Fähigkeiten über das Herstellen von Verbindungen sollten später nützlich werden, um eine Fachwerkhausecke nachzubauen. Um hierfür passendes Wissen und einleuchtende Ideen zu sammeln, machte sich die Gruppe auf den Weg nach Quedlinburg. Dort besuchten sie das Fachwerkmuseum und bestaunten die über 1500 Fachwerkhäuser der Stadt.

Eine Straße mit Fachwerkhäusern in Quedlinburg.

Final abgeschlossen wurde das fünfmonatige Projekt mit der Abschlussfeier am 01. April 2022 im Stadtmuseum. Der Presse, Verwandten und Freunden stellten die Jugendlichen ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und die gefertigten Produkte vor. Die verschiedenen Werkzeuge eines Zimmermanns und die Holzverbindungen, die die Jugendlichen hergestellt haben, wurden präsentiert, aber auch die Ecke des Fachwerkhauses.

Die Jugendlichen haben viel über den Beruf des Zimmermanns kennengelernt und wer weiß, vielleicht wird der eine oder die andere diesen Job erlernen. Sie konnten zudem etwas über ihrem städtischen Umfeld, der Gestaltung dieser und der Geschichte dahinter lernen. Als Ergebnis dieses Projekts werden die Holzverbindungen im Leipziger Turm zu finden sein. Führungen werden hier immer samstags um 11 Uhr und 12 Uhr angeboten.

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