| Christian-Wolff-Haus | Vortrag

„Elastische Luftmaschinchen und geheimnisvolle Zeichen“ – Christian Wolff und die „Taubstummenbildung“ im 18. Jahrhundert

Vortrag Dr. Sylvia Wolff (Humboldt-Universität zu Berlin, Abteilung Gebärdensprach-/Audiopädagogik) - mit Gebärdensprachdolmetscherin

Portrait Wolff, Buchtitel "Loquela", Portrait Amman

Christian Wolff (1679–1754) wurde von Immanuel Kant als „Urheber des Geistes der Gründlichkeit“ bezeichnet. Das bewies er auch bei der Analyse von Sprache und Denken. In seiner 1703 erschienenen ‚Disquisitio philos. de loquela‘ hatte er sich ausführlich der physiologischen Phonetik und Akustik gewidmet.

Die Grundlage seiner Studien zur Verbindung von Sprechen und Denken bildeten die Schriften von Johann Conrad Amman (1669-1724), einem Schweizer Arzt und Gehörlosenpädagogen. Ammans Bemühungen waren darauf gerichtet, gehörlosen Menschen durch Beobachtung von Lippen und Kehlbewegungen nicht nur das Verstehen der Lautsprache beizubringen, sondern auch das Sprechen selbst. Die Gebärdensprache als Teil der Gehörlosenkultur wurde damals nicht als Sprache anerkannt.

Amman führte Wolff zu völlig neuen Gedankenfiguren und Experimenten. Der ‚Taubstumme von Chartres‘ und das in Litauen gefundene ‚Wolfskind‘ nahm er zum Anlass, über den Ursprung der Begriffe und die Denkfähigkeit des Menschen nachzudenken.