Sabine Bode: Die vergessene Generation - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen.
Vortrag und Diskussion im Stadthaus - in der Reihe 80 Jahre Kriegsende in Halle (Saale)

2004 kam Bodes Bestseller auf den Markt. Die Kriegskindergeneration war im Ruhestand, die eigenen Kinder längst aus dem Haus. Bei vielen kamen jetzt die Erinnerungen allmählich hervor und mit ihnen auch Ängste, manchmal sogar die unverarbeiteten Kriegserlebnisse. Sie wollten nun über sich selbst nachdenken und sprechen.
Mit den Holocaust-Opfern habe man sich eingehend beschäftigt, mit der Kriegskindergeneration nie, so der Tenor der damaligen Debatte. Den Kriegskindern wurde gesagt: »Sei froh, daß du überhaupt überlebt hast. Vergiß alles und schau lieber nach vorne!« Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder die Vertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder sind gefallen. Diese Erinnerungen hatten sie bislang in sich verschlossen gehalten, sie trösteten sich mit der Einstellung: »Andere haben es noch viel schlimmer gehabt als wir.« So wurde eine ganze Generation geprägt: Man funktionierte, baute auf, fragte wenig, jammerte nie, wollte vom Krieg nichts hören - und man konnte kein Brot wegwerfen.
2025, im Rahmen des Auftakts Reihe „Zwischen Diktatur und Freiheit? – 80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus in Halle (Saale)“, kam aus dem Publikum der Wunsch, Sabine Bode nach Halle einzuladen. Bode sei im Westen vielerorts eingeladen worden, merkwürdigerweise suche man vergeblich nach Veranstaltungen mit ihr im Osten.
Das Stadtmuseum nahm die Anregung auf, setzte sich in Kontakt mit der Autorin. Bode bestätigte, dass sie tatsächlich zu mehr Veranstaltungen im Westen als im Osten eingeladen worden sei. Die Autorin nahm die Einladung sehr interessiert direkt an und ist nunmehr gespannt, im Anschluss an den Vortrag zu hören, worin Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den west- und ostdeutschen Kriegskinder-, aber auch Enkelgenerationen liegen.
Die Autorin
Sabine Bode, Jahrgang 1947, begann als Redakteurin beim »Kölner Stadt-Anzeiger«. Seit 1978 arbeitet sie freiberuflich als Journalistin und Buchautorin und lebt in Köln. Sie ist eine renommierte Expertin auf dem Gebiet seelischer Kriegsfolgen. Ihre Sachbücher »Die vergessene Generation«, »Kriegsenkel«, »Nachkriegskinder« und »Kriegsspuren« sind Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Tickets
Eintritt 10 € /ermäßigt: 6 €
Wir empfehlen eine Buchung über buchung-stadtmuseum@halle.de bis Montag, 16.6.2025.
Tickets können im Stadtmuseum (Mi.-So, 10-17 Uhr) oder am 19.6.25 an der Abendkasse im Stadthaus von 17:30-18:30 Uhr erworben werden.
80 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus in Halle (Saale)
Eine Reihe zur Erinnerungskultur des Stadtmuseum Halle, des Museumsnetzwerks Halle und weiteren Partnern
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, und Halle(Saale) wurde von der nationalsozialistischen Herrschaft befreit. Das Stadtmuseum Halle und viele Partner widmen diesem historischen Wendepunkt im Themenjahr Stadt der Brücken eine Reihe von Veranstaltungen.
Wir fragen uns, wie die Menschen die damalige Zeit erlebt haben, wir spüren den positiven wie negativen Ereignissen nach und fragen uns, wie sie in Erinnerung geblieben sind. Wir bauen Brücken der Erinnerung, wollen in diesen polarisierten Zeiten fragen, wie Versöhnung gelingen kann. Wir wollen Sie einladen, Erinnerungen zu teilen, beim Gespräch mit Kennern, beim Kaffee am Nachmittag, Spaziergängen oder Lesungen.